Die Illusion der Allgemeingültigkeit von Regeln der Logik
Mensch ≠ Gott
Entweder ein Mensch oder ein Gott?
Wenn man beide Begriffe als Gegensätze auffasst, dann ist es nach den Gesetzen der Logik nicht möglich, dass ein Mensch gleichzeitig ein Gott sein kann.
Doch war es in der Antike in vielen Kulturen vorstellbar, dass ein Gott eine Frau schwängert und daraus dann ein Halbgott entsteht, also ein Gott geringerer Ordnung bzw. ein Mensch mit bestimmten göttlichen Fähigkeiten.
½ + ½ = 1
War es so richtig?
In Sagen und Mythen und Werken der darstellenden Kunst gab es Mischwesen aus Mensch und Tier oder solche aus verschiedenen Tieren.
Aber das auf dem Nicänischen Konzil im Jahr 325 beschlossene Glaubensbekenntnis widersprach strikt dieser bis dahin geltenden allgemeinen Logik und dem Vorstellbaren. Dort heißt es:
Ich glaube an den einen Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren.
Und an den einen Herrn Jesus Christus,
den Sohn Gottes,
der als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist, das heißt: aus dem Wesen des Vaters,
Gott aus Gott, Licht aus Licht,
wahrer Gott aus wahrem Gott,
gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater ;
durch den alles geworden ist, was im Himmel und was auf Erden ist;
der für uns Menschen und wegen unseres Heils herabgestiegen und Fleisch geworden ist,
Mensch geworden ist,
gelitten hat und am dritten Tage auferstanden ist,
aufgestiegen ist zum Himmel,
kommen wird um die Lebenden und die Toten zu richten;
Und an den Heiligen Geist.
Aus der Kirche ausgeschlossen wurden:
und er sei aus dem Nichtseienden geworden,
oder die sagen, der Sohn Gottes stamme aus einer anderen Hypostase oder Wesenheit,
oder er sei geschaffen oder wandelbar oder veränderbar, ..."
Damit war diese neue Möglichkeit der Logik aber noch nicht ausdiskutiert. Die Kämpfe darum gingen weiter. Für die zahlenmäßig großen Kirchen fanden sie ein Ende, doch daneben gibt es bis heute Christen, die dies nicht akzeptieren können.
Sünder ≠ Gerechter
Der Mensch zugleich ein Gerechter und ein Sünder?
"Simul justus et peccator" - so ist dieser Gegensatz aus den Schriften Martin Luthers bekannt.8 Die Rechtfertigungslehre hat immer wieder für Diskussionen unter Theologen gesorgt, in der es um die Frage geht, wie ein Mensch vor Gottes Gericht bestehen kann.
Vorausgesetzt wird : Wir Menschen sind vor Gott nicht gerecht. Gott hat besseres von uns erwartet, als wir zu bieten haben.
Daraus folgt: Wir sind Sünder und Schuldner - wir haben etwas gut zu machen:
Vorausgesetzt wird weiter. Jesus Christus hat durch seinen Tod am Kreuz für unsere Schuld unsere Strafe für uns erduldet und damit bezahlt. Damit sind wir frei von Schuld, also keine Schuldsklaven mehr sondern freie Bürger = Gerechte.
Nun ist Jesu Tod am Kreuz aber vor fast 2000 Jahren geschehen. Und schon kurz danach stellten seine Anhänger fest, dass sie wieder schuldig geworden waren, sich stritten und nicht in Liebe miteinander umgingen, wie Jesus es von ihnen wünschte. Sie stellten sich die Frage, ob Jesus umsonst gestorben sei.
Die Antwort war: Nein, das konnte nicht sein (Galater 2,21).
Dazu wurde die Frage diskutiert: Wie wird man gerecht? Dadurch dass man alle Regeln und Gesetze befolgt, dass man immer alles richtig macht? - Auch das wurde verneint.
Wenn wir uns streng an vorgegebene Regeln halten müssen, dann sind wir ja nicht mehr frei. Dann sind wir Sklaven, die machen müssen, was ihnen ihr Herr sagt und ansonsten bestraft werden.
Außerdem stellte sich dann die Frage: Welche Regeln muss ich einhalten? Weiterhin alle jüdischen Gesetze? Das hätte es äußerst erschwert, Jesu Auftrag auszuführen, zu allen Völkern zu gehen (Matthäus 28,19f). Wenn Jesu Gebot der Liebe zu befolgen ist, dann musste über Regeln im Miteinander neu nachgedacht werden.
Manche schlussfolgerten: Wenn Jesus für meine Schuld bezahlt hat und ich dadurch ein Gerechter bin, dann kann ich ja tun und lassen, was ich will. - So ging das aber auch nicht.
Später hieß es: Du musst Deine Sünde vor dem Priester in der Beichte bekennen, dann spricht er dir die Absolution zu und Du bist wieder frei von Schuld. Du musst natürlich zeigen, dass du deine Tat bereust und sie wieder gut machen willst. Und um ein besserer Mensch zu werden ,solltest Du etliche Male den Rosenkranz beten, das Vaterunser oder ähnliches.
Weitere Fragen stellten sich: Was ist mit den kleinen Kindern, die kurz nach der Geburt starben. Sind sie auch Sünder? Damit sie am Verdienst Jesu teilhaben konnten, mussten sie es sein. Das wurde dann mit der Erbsündenlehre erklärt.
Vererbung kannte man seit Urzeiten, so wohl was das Aussehen durch die Verwandschaft wie die Vererbung von Besitz beim Tod. Kinder erbten aber nicht nur Besitz, sondern auch Schulden, solche in Form von Geld und solche der moralische Hinterlassenschaft der Vorderen.
Das Problem, dass Jesu Sterben für unsere heutige Schuld in der Vergangenheit erfolgte und damit in einem Zusammenhang zu unserem heutigen und zukünftigen Denken, Reden und Tun steht, konnte nur gelöst werden, indem die Zeit als Faktor in dieser Aussage für ungültig erklärt wurde, also keine Rolle mehr spielt.
"Ewigkeit bricht in die Zeit" - der Titel eines Poporatoriums zur Christusgeschichte von 1999 beschreibt, was geschah. Da Gott die Zeit erschaffen hat, ist er nicht an sie gebunden, entsprechend auch nicht Jesus und was er für uns tat und mit ihm geschah.
Dieses "für uns" wurde besonders vom Apostel Paulus in seinen Briefen immer wieder betont, also schon sehr früh nach Jesu Tod und Auferstehung. Er missionierte unter "Heiden", Griechen, Römern u.a., also weit entfernt von Jerusalem, wo dies geschehen war.
Wenn wir Christen uns zugleich als Sünder und Gerechte bezeichnen, so durchbricht dies die Regeln der Logik, nämlich die Zeitgleichheit von ein Sünder sein und gerecht sein.
Schon Aristoteles hat sich mit dem Problem der Zeit, sprich der Zukunft bei logischen Aussagen beschäftigt. Seit rund 100 Jahren wird eine "mehrwertige Logik" diskutiert.